Flamenco in Feierlaune mit der Compañía Manuel Liñán.

«Als ich klein war, schloss ich mich in meinem Zimmer ein und zog den grünen Rock meiner Mutter an. Ich schmückte mein Haar mit Blumen, schminkte mich und tanzte heimlich. Dieser Tanz war ausserhalb meiner vier Wände unmöglich».

Von dieser intimen Kindheitserinnerung erzählt Flamencotänzer Manuel Liñán in «VIVA!!». Er versammelt sechs Tänzer auf der Bühne, die in einer Feier der tänzerischen Freiheit und des Ausdrucks die tradierten Grenzen des traditionellen Flamencos herausfordern. Als Tanz, der scharfe Trennungen zwischen den Geschlechterrollen schafft, wird der Flamenco in «VIVA!!» zur Disposition gestellt, wenn männliche Tänzer sich als Tänzer*innen im Schleppenkleid den weiblichen Ausdruck des Tanzes zu eigen machen, ohne ihre Männlichkeit zu verstecken.

Was sich zunächst wie Drag anhört, wird nicht nur zur Dekonstruktion einer vorurteilsvollen Rollenzuschreibung. Vielmehr verkörpern die Performer ein Lebensgefühl, das frei von jeglichem Sexismus die Freude am körperlichen Selbstausdruck offenbart.