In ihrem zweiten historischen Roman erzählt Selma Mahlknecht von den Umbrüchen, Entwicklungen und Transformationen der letzten hundert Jahre im Südtirol.

«Schaukler» beginnt nach dem Ersten Weltkrieg und führt über den Faschismus, den Nationalsozialismus und den Kalten Krieg bis in die Gegenwart, in der die Welt erneut gespalten ist. Hans, die Hauptfigur, ist ein uneheliches Kind, das im Südtiroler Dorf Naturns als «Krüppel» und «Schandbub» verschrien ist. Er muss mitansehen, wie Freunde in den Krieg ziehen, die Faschisten und Nazi-Bonzen die Bevölkerung terrorisieren und seine Mutter einen von ihnen heiratet. Doch Hans, der Dekorationsmaler wird, erlebt auch, wie sich das Dorf nach und nach wandelt, wächst und weltoffener sowie wohlhabend wird, ohne jedoch die Ungleichheit zu beseitigen. Durch Hans' Augen, der immer wieder Zuflucht bei den weltberühmten, erst 1924 wiederentdeckten Fresken vom St. Prokulus Kirchlein findet, werden die Gedanken und Gefühle der kleinen Leute sichtbar, die mit ihren Handlungen die lokale Geschichte mitprägen. Als Grenzgebiete spielen Graubünden und das Münstertal eine besondere Rolle.

Die Schriftstellerin und Dramaturgin Selma Mahlknecht verbindet internationale und lokale Geschichte und bettet sie in die Symbolik der berühmten Fresken von St. Prokulus ein. Das Dorf Naturns und seine wechselvollen Geschichten und Charaktere fungieren als Brennglas, unter dem 100 Jahre europäische Zeitgeschichte lebendig und unterhaltsam nachgezeichnet werden. Vielsagend ist dabei das Motto des Buches: «Die Geschichten sind erfunden, die Geschichte ist wahr».